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164 Route 30. MESSINA.

Messina, vor dem Erdbeben eine Stadt von 110000 (jetzt von
15-20000) Einwohnern, Sitz eines Erzbischofs und einer Universität,
besitzt einen der besten Häfen am Mittelmeer. Ihren Hauptreiz
bildeten die Landschaft und die Aussichtspunkte der Umgebung,
namentlich bei Abendbeleuchtung nach Kalabrien hin. Im Sommer
ist wegen der Malaria (S. XVI) Vorsicht am Platze.

Die unter dem Namen Zankle (Sichel) als eine der ältesten griechischen
Kolonien in Sizilien bereits um 730 gegründete, zu Anfang des V. Jahr-
hunderts
von dem messenischen Reggio (S. 166) als Messana neu besiedelte
Stadt hat seit alters bei fast allen politischen Wirren der Insel eine
wichtige Rolle gespielt. Gegen Hannibal riefen die Mamertiner, ent-
lassene
Söldner des Agathokles (S. 171), die sich 288 verräterisch der
Stadt bemächtigt hatten, die Römer zu Hilfe und gaben so den äußeren
Anlaß zum ersten punischen Kriege. Messina hatte sich seitdem der
besonderen Gunst der Römer, selbst des berüchtigten Statthalters Verres,
zu erfreuen, wurde aber trotzdem als Flottenstützpunkt des Pompejus im
J. 36 vor Chr. von den Soldaten Octavians ausgeplündert. Aus der Zeit
der Kreuzzüge, welche zum Teil Sizilien berührten, stammten die Vor-
rechte
, die Messina zu einer Art Freistadt und zum Sitz der sizilischen
Opposition gegen die Fremdherrschaft machten. Ihren Fall führte der
üble Ausgang des Kampfes gegen Spanien (1672-78) herbei, trotz der an-
fänglichen
Erfolge der französischen Hilfstruppen Ludwigs XIV. und der
beiden Seesiege des Admirals Duquesne über die spanisch-holländische
Flotte unter de Ruyter (1676). Furchtbare Krankheiten (die Pest 1740,
die Cholera 1864), schwere Erdbeben (1783 und 1894) und die Beschießung
durch die Neapeler Flotte (1848) hatten bereits früher die Stadt wieder-
holt
geschädigt. Auch der Handel war zufolge der Konkurrenz von
Palermo und Catania im Rückgang.

Das Trümmerfeld erstreckt sich am Meere von der Hafensichel,
wo die von breiten Wassergräben umgebene Zitadelle mit ihren
Bastionen im Stil Vauban’s großenteils eingestürzt ist, nördl. bis
zu dem Giardino a Mare, unter dessen Platanen ein Baracken-
lager
mit buntem Volksgewühl entstanden ist.

An der Marina oder Corso Vittorio Emanuele, der zum Teil
ins Meer versunkenen Hafenstraße, steht noch, von Torbogen,
Durchgängen nach der Parallelstraße Via Garibaldi, unterbrochen,
eine Anzahl von Palastfassaden aufrecht. Es sind meist Über-
bleibsel
der nach dem Erdbeben von 1783 nur bis zum zweiten
Geschoß neu aufgeführten einförmigen Häuserreihe, nach denen die
Straße einst la Palazzata hieß. Gegenüber dem ehem. Stadthaus
(Palazzo Municipale) steht der Neptunbrunnen, von Michelangelos
Schüler Montorsoli (1557), mit der Kolossalstatue Neptuns zwischen
Scylla und Charybdis.

Hinter der Via Garibaldi, vom Zollamt aus auch durch die nur
teilweise zerstörte Via Primo Settembre direkt zugänglich, ist der
ehem. Domplatz, mit dem ebenfalls fast unbeschädigten Orions-
brunnen
von Montorsoli (1547-51) und den gewaltigen Schutt-
massen
des bis auf die Chornische zerstörten Doms (la Matrice),
einer Gründung der Normannen (1098). Die kurze Via Università
degli Studi verband den Domplatz s.ö. mit der gleichfalls völlig
zerstörten Universität.